Längere Belichtungszeiten sind in der Fotografie erforderlich, wenn nur wenig Licht vorhanden ist. Dieser technische Kniff kann aber auch für wunderschöne Bildeffekte verwendet werden. Bewegt sich das Motiv beispielsweise während der Langzeitbelichtung, wird seine Bewegung als Spur auf dem Bild festgehalten. Unser Artikel für Einsteiger führt Sie Schritt für Schritt in die Technik ein. Wir teilen praktische Tipps, einfache Techniken und kreative Motivideen, die Sie gleich mit Kamera oder Smartphone ausprobieren können. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Langzeitbelichtung.
Was ist Langzeitbelichtung?
Unter dem Begriff Langzeitbelichtung wird in der Fotografie eine Belichtungszeit ab 1/30 Sekunde (30-stel Sekunde) verstanden. Eine verlängerte Belichtungszeit bedeutet, dass mehr Licht auf den Kamerasensor gelangt, sodass das Fotoergebnis am Ende heller wird. Diese Form der Belichtung dient ursprünglich dazu, auch am Abend oder bei diffusem Licht hochauflösende und scharfe Bilder fotografieren zu können.
Fotografieren mit Langzeitbelichtung: So sind Sie ideal vorbereitet
- Kamera einstellen: Machen Sie bei unzureichenden Lichtverhältnissen eine Fotosession, wählt der Automatik-Modus Ihrer Kamera die passende Belichtungszeit. Für künstlerisch-ästhetische Fotoergebnisse lohnt sich allerdings das Experimentieren im Blendenautomatik-Modus. Stellen Sie die Belichtungszeit individuell ein – die passende Blende wird automatisch gesetzt – und beginnen Sie am besten mit kurzen Zeitspannen wie fünf oder zehn Sekunden. Steigern Sie diese langsam, bis der gewünschte Effekt auf Ihren Bildern eintritt. Den ISO-Wert sollten Sie so niedrig wie möglich einstellen, um Bildrauschen zu vermeiden. Starten Sie mit einem Wert von ISO 100 und erhöhen Sie diesen schrittweise, wenn Sie die erforderliche Belichtungszeit verkürzen möchten.
- Stativ benutzen: Eine ruhig gehaltene Kamera ist für die Langzeitbelichtung das A und O. Aus diesem Grund gehört das Stativ auch zur Grundausstattung beim Fotografieren mit langen Belichtungszeiten. Damit steht die Kamera während der Aufnahme absolut still und es entsteht keine Unschärfe durch Wackler.
- Auslöser verwenden: Auch dieser Punkt zahlt auf die starre Kamera ein, denn Fern- oder Selbstauslöser ermöglichen das Fotografieren, ohne auf den Auslöser des Fotoapparates zu drücken. Selbst diese kleine Berührung kann bei langen Belichtungszeiten für ein verwackeltes Ergebnis sorgen.
- Filter einsetzen: Für die Langzeitbelichtung am Tag ist ein Graufilter notwendig, damit weniger Licht auf den Kamerasensor trifft. Das verhindert eine Überbelichtung der hellen Bildflächen. Diesen Filter gibt es in unterschiedlichen Graustufen – je dunkler der Farbton, desto länger kann die Belichtungszeit gewählt werden. Für eine intensivere Farbsättigung und reduzierte Lichtreflexionen im Wasser eignet sich ein Polarisationsfilter.
Langzeitbelichtungen mit dem Handy
Auch mit dem Smartphone können Sie die Belichtungszeit manuell einstellen und so Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen machen. Für die Langzeitbelichtung haben iPhone und Android-Geräte jeweils passende Kamera-Modi. Bei Apple iOS ist die Einstellung im „Live-Foto”-Modus unter „Effekte” zu finden. Wählen Sie bei Android den Modus „Pro” oder „Manuell" und stellen Sie die Verschlusszeit dann über die Tool-Leiste am Bildschirmrand ein.
7 eindrucksvolle Ideen zum Fotografieren mit Langzeitbelichtung
Das Verlängern der Belichtungszeit ist essenziell für Fotos im Dunkeln und gleichzeitig ein Tool, um Bildmotive kreativ in Szene zu setzen. Dazu gehören sowohl Bewegungen von Menschen, als auch von Lichtern oder Sternen. Wir haben 7 Ideen für Sie gesammelt, die Sie gleich einmal ausprobieren könnten.
1. Lichtspuren von Fahrzeugen festhalten
Sie können bunte Lichtstreifen kreieren, indem Sie für sich bewegende Lichter in der Nacht Langzeitbelichtung einsetzen. Am Besten funktioniert das an viel befahrenen Straßen, da Sie hier einen Mix aus festen und beweglichen Lichtquellen haben. Während die Straßenlaternen auf einem Foto mit langer Belichtungszeit zu einem funkelnden Lichtpunkt werden, ziehen vorbeifahrende Autos lange Lichtspuren auf der Straße. Die roten Rückleuchten und die weißen Frontlichter bieten im Zusammenspiel mit dem warmen Licht der Straßenbeleuchtung einen interessanten Kontrast zur dunklen Nacht.
Tipp: Experimentieren Sie mit Ihrem Standort für Ihre Fotos. In der Innenstadt bieten angrenzende Wohnhäuser zusätzliche Lichtquellen, während auf wenig beleuchteten Straßen nur die Autolichter erstrahlen.
2. Bewegte Wasseroberflächen glätten
Haben Sie schon einmal ein Bild von einem spiegelglatten See gesehen? Solche Fotos werden meist mit einer langen Belichtungszeit kreiert. Die Langzeitbelichtung erzeugt bei Wasser einen äußerst spannenden Effekt. Die kleinen Wellen, die durch äußere Einflüsse wie etwa Wind verursacht werden, verschwimmen bei der Aufnahme und erscheinen plötzlich als glatte Fläche.
Anders sieht das Ergebnis aus, wenn Sie die Langzeitbelichtung bei einem Wasserfall oder anderen fließenden Gewässern anwenden. Bei stärkeren Bewegungen reflektiert die Wasseroberfläche mehr Licht, sodass sie auf den Fotos weiß erscheint. Das Ergebnis wirkt geradezu magisch: Bäche und Wasserfälle erscheinen wie seidiger Nebel.
3. Fluffige Wolken weichzeichnen
Ähnlich wie beim Wasser kreieren Sie mit einer langen Belichtungszeit geradezu magische Bilder von Wolken am Himmel. Das funktioniert am besten an besonders windigen Tagen, weil die wattigen Tupfer am Himmel dann besonders schnell vorüberziehen. Fotografieren Sie bei Tageslicht mit einem intensiven Graufilter und Langzeitbelichtung, zeigt Ihr Foto weiche, geradezu dunstige Schleier am Himmel. In Verbindung mit einer herrlichen Landschaft oder einem stillen See zaubern Sie geradezu mystische Fotos.
4. Menschenmengen gezielt verwischen
Die Bewegungsunschärfe ist ein beliebter Effekt der Langzeitbelichtung. Ob Porträt oder Gruppenfoto: Eine lange Belichtungszeit verleiht Ihren Bildern einen künstlerischen Touch. Einzelne Personen können zum Beispiel ganz still auf einem öffentlichen Platz stehen, während das geschäftige Treiben an ihnen vorbeizieht. Auf diese Weise erscheint Ihr Fotomodell scharf, während die anderen Menschen verschwimmen. Solche Fotoeffekte werden gerne genutzt, um die Geschäftigkeit eines Platzes oder eines Bahnhofes zu symbolisieren.
Fotografieren Sie mehrere Personen, lohnt sich ein Experiment mit verschiedenen Bewegungsgeschwindigkeiten. Wer still steht, taucht am Ende deutlich sichtbar auf dem Bild auf. Menschen, die sich langsam bewegen, erscheinen wie geisterhafte Schemen und je schneller sie sind, desto mehr verschwinden sie.
5. Sternspuren am Nachthimmel festhalten
Sternenspuren sind die sichtbaren Spuren, die Sterne am Himmel hinterlassen, wenn die Kamera über einen längeren Zeitraum auf sie gerichtet ist. Dieser Effekt ergibt sich aus der Erdrotation und wird ab einer Belichtungszeit von circa 30 Sekunden sichtbar. Je länger die Belichtungszeit ist, desto länger werden auch die Sternspuren. Möchten Sie dagegen die Milchstraße fotografieren, wählen Sie die Belichtungszeit so kurz wie möglich und so lang wie nötig, um ein scharfes Foto von den funkelnden Sternen zu bekommen.
Tipp: Wählen Sie für ein optimales Ergebnis eine Neumondnacht für Ihre Fotosession. Denn das Mondlicht kann das Fotografieren von Sternspuren erschweren.
6. Leuchtende Farben in der Dämmerung
Sobald die Sonne auf- oder untergeht, spielen sich am Horizont atemberaubende Farbwechsel ab. Je nach Stand der Sonne erstrahlt das Licht zu diesem Zeitpunkt in einem warmen Goldton oder einem eher kühlen Blauton. Möchten Sie zur Goldenen oder Blauen Stunde fotografieren, lohnt sich ein Experiment mit der Belichtungszeit. Das abnehmende Licht erfordert eine längere Verschlusszeit, damit Sie die besondere Lichtstimmung einfangen können. Je länger Sie diese wählen, desto intensiver erscheinen die Farben auf Ihrem Foto. Der Grund dafür liegt in der Flüchtigkeit des Momentes, den die Goldene und die Blaue Stunde auszeichnen. Mit fortschreitendem Sonnenstand verändert sich auch die Farbintensität der Sonnenstrahlen.
7. Lichtmalerei mittels Langzeitbelichtung kreieren
Wer sich besonders kreativ ausleben möchte, für den ist die Lichtmalerei besonders geeignet. Ziehen Sie sich dafür dunkle, neutrale Kleidung – am besten auch mit Kapuze – an und greifen Sie zu einer handlichen Lichtquelle. Malen Sie während der Belichtung mit Ihrem Leuchtmittel Figuren, Schriftzüge oder abstrakte Formen in die Luft und lassen Sie sich von den Ergebnissen verzaubern.
Einzigartige Erinnerungsstücke kreieren
Ihnen ist mit der Langzeitbelichtung ein magisches Foto von Sternenspuren am Himmel oder ein Bild einer glatten Wasseroberfläche gelungen? Dann haben Sie die ideale Grundlage für Ihre heimische Wandgestaltung erschaffen. Ob im hochwertigen Gallery Print im Wohnzimmer oder als edles Foto auf Alu-Dibond: Mit Ihren persönlichen Fotoergebnissen macht die Gestaltung der eigenen vier Wände umso größeren Spaß. Möchten Sie, dass Ihnen Ihr Lieblingsfoto jeden Morgen den Tag versüßt, gestalten Sie mit nur wenigen Klicks einen Emaille Becher einfach selbst. So oder so: Das Experiment mit der Belichtungszeit lohnt sich. Probieren Sie es einfach aus.
Das Team von Foto-Paradies wünscht Ihnen gutes Gelingen!